Digitaler Talentwettbewerb

Im „War of Talents“ sind sie ziemlich gefragt: Die beiden großen Online-Jobportale Indeed und StepStone mit Sitz in Düsseldorf zeigen, wie sie den Fachkräftemangel angehen und den „Match“ von Unternehmen und Jobsuchenden auch in Zukunft schaffen wollen.

Neun von zehn Unternehmen spüren hierzulande den Fachkräftemangel, aber nur weniger als die Hälfte betreibt eine strategische Personalplanung. Das geht hervor aus einer Studie mit 420 befragten Unternehmen, die das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA), das Online-Jobportal Indeed und die Fachzeitschrift Personalwirtschaft Anfang 2019 gemeinsam durchführten und veröffentlichten. Noch nie zuvor waren Fachkräfte bei der Jobsuche in einer komfortableren Situation in Deutschland. Sie sind gefragter denn je – und diese Nachfrage wird sich weiter verschärfen. Darauf Einfluss hat auch der demographische Wandel in unserem Land. Deswegen müssen auch Arbeitgeber stärker um potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werben – so ein weiteres Resultat der Studie. Dieser Zustand ist eine echte Herausforderung für die Betriebe: Die meisten Fachkräfte suchen nicht nur irgendeinen Job, sondern einen Traumjob. Der soll außerdem gut bezahlt sein, sinnstiftend und gut vereinbar mit dem Privatleben. 

Wer seinen Traumjob sucht, möchte in der Stellenausschreibung alle relevanten Informationen über ein Unternehmen finden.


Als erster Kontaktpunkt zwischen Arbeitgeber und Bewerber wird die Stellenanzeige dementsprechend immer wichtiger. Sie ist ausschlaggebend dafür, ob sich ein Bewerber überhaupt weiter mit einem Job und dem Unternehmen dahinter befasst. Offensichtlich machen Betriebe hier in der Praxis noch ziemlich viel falsch: „Wer seinen Traumjob sucht, möchte in der Stellenausschreibung alle relevanten Informationen über ein Unternehmen finden. Unsere Studien zeigen allerdings, dass nur jedem vierten Bewerber die Informationen in einer Stellenanzeige ausreichen“, erklärt Philipp Löwer, Head of Communications bei StepStone, dem anderen großen Online-Jobportal mit Sitz in Düsseldorf neben Indeed. 


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Philipp Löwer,
Head of Communications bei StepStone


Auch die Kollegen bei Indeed sehen hier großen Nachholbedarf: „Indeed Studien belegen, dass das Thema Recruiting für Unternehmen in den letzten Jahren relevanter geworden ist. Die Anzahl der Personen im Unternehmen, die sich hauptsächlich mit diesem Thema beschäftigen, wächst. Allerdings kommuniziert nach den Ergebnissen unserer gemeinsam mit dem KOFA durchgeführten Studie derzeit nur jedes vierte befragte Unternehmen seine besonderen Leistungen und Vorzüge für Engpass-Talente auch öffentlich“, sagt Frank Hensgens, Geschäftsführer Indeed DACH-Region. Solche „Goodies“ wie zum Beispiel die Möglichkeit zum Homeoffice oder Umzugshilfen würden erst häufiger in einem späteren persönlichen Gespräch erwähnt – zu dem es aber ja überhaupt erstmal kommen müsste. Neben Fachkräftemangel und demografischem Wandel nennt Frank Hensgens als dritte große Herausforderung im Arbeitsmarkt die Digitalisierung: „Bildung wird in Zukunft ein lebenslanges Projekt: Unternehmen sollten gezielt das digitale und interdisziplinäre Know-how ihrer Mitarbeiter und damit auch deren Kompetenz, was die laufende Umgestaltung des Arbeitsmarktes betrifft, schulen. Nur wer weiß, was die Digitalisierung mit dem eigenen Beruf macht, kann auch beurteilen, wie sich der Markt des eigenen Unternehmens verändert – und das ist bereits heute ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.“

Frank Hensgens,
Geschäftsführer Indeed DACH-Region

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Damit Suchende zu ihrem Traumberuf und Betriebe zu passenden Talenten kommen, setzen auch die beiden Düsseldorfer Online-Jobportale zunehmend auf Big Data und Künstliche Intelligenz. „Tatsächlich haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, systemische Probleme wie unbewusste Verzerrungen im Einstellungsprozess zu bekämpfen, indem wir die Arbeitgeber ermutigen, einen datengestützten Einstellungsansatz zu verfolgen und sich auf die tatsächlichen Fähigkeiten der Jobsuchenden zu konzentrieren, anstatt auf subjektive Faktoren. Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Datenorientierung sind heute im Einstellungsprozess entscheidend“, erklärt Frank Hensgen. Arbeitgeber, die bei Indeed ein sogenanntes Premium-Unternehmensprofil nutzen, bekommen etwa eine Bewertung, wie sie im Vergleich zu ihren Mitbewerbern dastehen. Das funktioniert mithilfe von Schlüsselkennzahlen, die für den Jobsuchenden wichtig sind. In den Unternehmensprofilen wiederum werden Employer Storytelling mit Bewertungen der Mitarbeiter über ihren Arbeitsplatz kombiniert. Jobsuchende sollen so einen tiefen Einblick in die jeweilige Firma bekommen. Auch bei StepStone sind Big Data und Machine Learning an der Tagesordnung. „Sie helfen uns dabei, Bewerber und Unternehmen besser zu verstehen und unsere Matching-Technologien Tag für Tag weiterzuentwickeln – diese Keimzelle für künstliche Intelligenz mitten in Düsseldorf werden wir weiterhin signifikant ausbauen“, sagt Philipp Löwer. 

Nur wer weiss, was die Digitalisierung mit dem eigenen Beruf macht, kann auch beurteilen, wie sich der Markt des eigenen Unternehmens verändert – und das ist bereits heute ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

Smarte Daten helfen, um Prozesse zu analysieren, zu verstehen und zu verbessern. Um Jobsuchende zu begeistern, ist aber noch mehr nötig: der Faktor Mensch. Dafür braucht es Geschichten, Persönlichkeit und Emotionen. Damit ein Unternehmen für einen potenziellen Kandidaten in dieser Form erlebbar wird, setzt StepStone etwa immer stärker auf Multimedia. „Wir blicken hinter die Kulissen, zeigen 360-Grad Rundgänge durch Büros, lassen Mitarbeiter per Video zu Wort kommen, warum sie bei ihrem Unternehmen arbeiten und vieles mehr. Kurz: Wir bündeln alle relevanten Informationen auf einer multimedialen Plattform, um Menschen dabei zu helfen, die richtige Entscheidung für einen Job zu treffen. Denn der erste Tag im neuen Job soll sich nicht länger wie ein Blind Date anfühlen“, veranschaulicht Philipp Löwer. Schließlich ist bei all der Datenmenge, die genaueste Analysen und Matchings ermöglicht und somit Unternehmen und Fachkräfte besser zusammenzubringt, doch weiterhin eins besonders wichtig: „Am Ende müssen Menschen entscheiden, ob sie zusammenarbeiten wollen und ob die Chemie passt. Die richtige Entscheidung wird also immer eine subjektive Entscheidung bleiben“, so der Experte.

Fest steht: Der Fachkräftemangel wird sich hierzulande in Zukunft weiter zuspitzen und Menschen werden noch stärker online nach ihrem Traumjob suchen. Online-Jobportale wie StepStone und Indeed haben hier also eine große Aufgabe und Verantwortung. Dass sie ziemlich gefragt sind, zeigt sich auch an ihrem Wachstum: StepStone hat allein im Jahr 2019 mehr als 100 neue Beschäftigte im Düsseldorfer Headquarter eingestellt; Indeed erweitert aktuell seine Räumlichkeiten in Düsseldorf-Oberkassel, um die Mitarbeiterzahl von 270 auf 450 zu erhöhen. •

Stepstone

Online Jobportal

• Zentrale: Völklinger Straße 1, 40219 Düsseldorf

• Weitere Standorte in Deutschland: Münster, Berlin, München

• Unternehmensgröße weltweit: 3.300 Mitarbeiter

 ww.stepstone.de 



Indeed

Online Jobportal

• Theo-Champion-Straße 1-2, 40549 Düsseldorf

• Weitere Standorte: Austin, New York, San Francisco, Seattle, Dublin, London, Amsterdam, Zürich, Paris, Tokio, Sydney und Toronto.

• Unternehmensgröße weltweit: 10.000 Mitarbeiter

 www.indeed.com


Autorin: Tom Corrinth


VIVID 01 | 2020

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