Das Stichwort ist Authentizität

New Work, War for Talents und Work-Life-Balance sind nur einige Buzzwords, die man im Zusammenhang mit HR immer wieder hört. Unternehmen battlen auf ihren Websites mit attraktiven Angeboten um künftige Angestellte. Aber was braucht man wirklich, um potenzielle Mitarbeiter zu finden, die sich mit ihrem Job identifizieren können und so langfristig zum Erfolg des Unternehmens beitragen? VIVID hat sich mit Jana Wolframm, Employer Branding & Talent Acquisition Lead bei trivago N. V., zum Interview getroffen.

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Bei trivago arbeiten über 1300 Mitarbeiter aus über 80 Nationen. Starre HR-Strategien findet man hier nicht. Von Beginn an hat das Reise-Technologie Unternehmen verstanden, dass Human Resources für das Wichtigste im Unternehmen zuständig ist: für die Mitarbeiter. Das Thema Personal geht weit über Sachbearbeiter-Tätigkeiten hinaus. Um das beste im Mitarbeiter zu fördern, reicht es heute nicht mehr, einfach nur Kicker-Tische und Fitnessstudio-Abos anzubieten, „Unternehmen müssen ihr komplexes Ökosystem verstehen und bestimmte Voraussetzungen schaffen. Eine klare Vision, strategische Ziele, Strukturen, Werte und ein positives und produktives Arbeitsumfeld. Das bedeutet, dass eine enge Verknüpfung zwischen HR und den strategischen Unternehmenszielen immer wichtiger wird“, erzählt Jana Wolframm. 

Der große Mehrwert für uns liegt darin, das was wir machen und wer wir sind nach außen zu tragen.
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New Work kann man nicht erzwingen, man sollte die Mitarbeiter, so war es bei trivago, von Beginn an dazu motivieren, ihre Werte selber zu erschaffen. Welches Umfeld wünsche ich mir, um effektiv und gerne zu arbeiten? trivago ist in den letzten Jahren stetig gewachsen und immer neue Mitarbeiter, aus den unterschiedlichen Kulturen, fanden bei der Meta-Suchmaschine aus Düsseldorf ein neues berufliches Zuhause. Damit die Unternehmenskultur nicht verwässert, hat trivago seinen Angestellten zwei Fragen stellt: Was macht uns eigentlich aus? Was macht uns stark? Aus diesem Prozess sind dann sechs Unternehmenswerte entstanden: trust, authenticity, entrepreneurial passion, power of proof, fanatic learning und unwavering focus. Die trivago-HR-Expertin weiß: „Was bei trivago funktioniert, ist nicht einfach auf jedes Unternehmen adaptierbar. Mein Rat an Unternehmen, die heute denken, sie müssten jetzt den Umbruch erzwingen und alles genauso machen wie die ‚hippen‘ Start-ups: Analysiert erst, wer ihr seid, welche Eigenschaften und Werte euch bisher zu eurem Erfolg geführt, haben was eure Identität ausmacht. Fragt euch: ‚Was macht unsere MitarbeiterInnen glücklich, was macht sie unglücklich?‘ Was dann an Änderungen und Maßnahmen folgt, sollte nur das verändern, was eure Mitarbeiter demotiviert und der Produktivität schadet. Ansonsten läuft man Gefahr, die Situation mit einer unauthentischen Maßnahme zu verschlechtern statt zu verbessern. Authentizität ist das Stichwort.“

Eine starke Arbeitgebermarke macht unverwechselbar, auch deshalb zeigt trivago der Welt, wie sie als Arbeitgeber und Unternehmen ticken, denn Employer Branding ist essenziell, um künftige Talente auf sich aufmerksam zu machen. „Der große Mehrwert für uns liegt darin, das was wir machen und wer wir sind, nach außen zu tragen“, sagt Jana Wolframm. Die Zeiten, dass Arbeit einfach irgendeine Tätigkeit ist, sind vorbei. Die meisten Menschen suchen mittlerweile nach einem Job, der nicht nur Spaß macht, sondern im Idealfall auch sinnstiftend ist und zu der eigenen Identität passt. Diesen Arbeitsgeber für sich zu finden, ist nicht gerade leicht. Deshalb ist es für potenzielle Kandidaten wichtig, möglichst viele Informationen über den möglichen Arbeitgeber zu erhalten, um sich dann zu entscheiden. Im Fall von trivago werden Talente aus der ganzen Welt gesucht, also sollte das Arbeitsumfeld für alle Nationen, Altersgruppen, Religionen und Kulturen ansprechend sein. „Unser Employer-Branding-Fokus liegt darauf, Kandidaten genügend Informationen zu liefern, die ihre Entscheidung, den passenden Arbeitgeber zu finden, erleichtern. Wir stellen dadurch sicher, dass wir von Beginn an Talente einstellen, die sich bereits mit uns identifizieren und dann motiviert mit einem guten Gefühl in einen neuen Job starten können.“

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Die Zeiten, dass Arbeit einfach irgendeine Tätigkeit ist, sind vorbei.

Die HR-Expertin rät anderen Unternehmen, die von der trivago-HR-Strategie lernen möchten, vor allem auf Authentizität zu setzen, denn beim Reiseriesen ist man sich sicher, dass sich eine tiefgründige und ehrliche Auseinandersetzung mit den eigenen Mitarbeitern am Ende für alle auszahlt. So sollte man bei einem Bewerbungsgespräch darauf vorbereitet sein, dass man dazu aufgefordert wird, selber zielführende Fragen zu stellen. Denn trivago hat sich ‚fanatic learning’ auf die Fahne geschrieben. Das beschreibt das Verlangen nach unermüdlicher Wissbegierigkeit und von und mit anderen zu lernen und so Probleme eigenständig zu lösen. Wer keine angeborene Neugierde in sich spürt, der sollte sich eventuell einen anderen Arbeitgeber suchen. Was also sollte jeder künftige trivago-Mitarbeiter mitbringen? „Die Begeisterung und den Mut, etwas im Unternehmen zu bewegen. Unsere Firmenphilosophie ist „Empower people to get more out of life” und unsere Erwartung an unsere Mitarbeiter ist es, mit positiver Energie und unternehmerischem Denken nach dem Großen zu streben, egal in welchem Fachbereich, egal in welcher Position. Wir glauben daran, dass jeder in der Lage ist, etwas Großes zu (er)schaffen“, betont Jana Wolfgramm.

Schaut man sich den wachsenden Erfolg von trivago an, hat man Grund zur Annahme, dass das Unternehmen mit dieser Strategie mehr als gut fährt. •

FAKTEN:

Gründung: 2005 

CEO: Axel Hefer

Börsengang: NASDAQ (seit 2016)

Mitarbeiter: circa 1.250

trivago N. V. vergleicht 3 Millionen Hotels und Unterkünfte in 190 Ländern.


Autorin: Britt Wandhöfer

Fotos: Triviago N.V.


VIVID 01 | 2020

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