Grüner geht´s nicht

Ingenhoven architects aus Düsseldorf ist eines der erfolgreichsten deutschen Architekturbüros im Ausland. Was das internationale Team um Christoph Ingenhoven unter dem Nachhaltigkeitskonzept supergreen® versteht, kann man etwa im spektakulären Gebäudekomplex „Marina One“ in Singapur erleben.
Und ab 2020 auch mitten in Düsseldorf – beim Kö-Bogen II.

Beim Get-together nach der Diskussion steht das Networking im Fokus.

Preisgekrönte 
Architektur


Ingenhoven architects haben zahlreiche Auszeichnungen gewonnen. Zu den wichtigsten zählen:


• 
Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2019 für das Rathaus Freiburg
• 
MIPIM/The Architectural Review Future Project Award 2019 für 505 George Street, Sydney
• 
Mipim Award 2018 und Mipim Asia Award 2018 „Best Innovative Green Building” für Marina One, Singapur
• 
Deutscher Hochschulbaupreis 2016 für Mathematisches Institut Universität Karlsruhe
• 
Internationaler Hochhauspreis 2012 für 1 Bligh in Sydney
• 
RIBA European Award 2008 für Lufthansa Aviation Center Frankfurt
•Global Holcim Award Gold for Sustainable Construction 2006 für Hauptbahnhof Stuttgart.

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Einen einzigartigen Blick auf den Medienhafen und die Düsseldorfer Skyline hat man durch die riesige Fensterfront dieses Büros auf dem Plange Mühle Campus. Die rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier verteilen sich harmonisch an einem sehr langen Schreibtisch: „An unserem Düsseldorfer Standort haben wir Kollegen aus vielen verschiedenen Ländern mit zahlreichen unterschiedlichen Sprachen – das ist für unsere tägliche Arbeit unglaublich bereichernd,“ sagt Christoph Ingenhoven. Von hier und drei weiteren Standorten in St. Moritz, Singapur und Sydney aus plant und realisiert der gebürtige Düsseldorfer mit seinem internationalen Team mittlerweile Gebäude auf dem gesamten Globus. Gegründet hat der renommierte Architekt sein Büro im Jahr 1985 und gilt heute als einer der Vorreiter für nachhaltige Architektur.

Zu den Vorzeigeprojekten von ingenhoven architects in Deutschland zählen etwa das Headquarter der Lufthansa am Frankfurter Flughafen, die ehemalige Zentrale von RWE (heute innogy) in Essen oder das Gesundheitsresort Lanserhof am Tegernsee. Auch der Entwurf für den neuen Stuttgarter Hauptbahnhof kommt von den Düsseldorfern. Über die Jahre hat sich ingenhoven architects als eines von wenigen deutschen Architekturbüros ebenso mit internationalen Projekten einen Namen gemacht. Wie man das schafft? Christoph Ingenhoven erklärt: „Es braucht weniger eine große Akquisitionsstrategie als vielmehr die Bereitschaft, sich auf unterschiedliche Kulturen, Sprachen und Rechtssysteme einzulassen. Das erfordert großen gegenseitigen Respekt. Man darf nicht als derjenige kommen, der alles besser weiß.“ Ein gutes Beispiel für diese Fähigkeit ist das neueste Projekt „505 George Street“ in Sydney, das ingenhoven architects gemeinsam mit dem lokalen Büro architectus umsetzt. Mit vereinten Kräften lassen sie bis zum Jahr 2024 das mit 270 Metern höchste Wohngebäude in Sydney entstehen. Wie gut diese Zusammenarbeit funktioniert, beweist das 2011 fertiggestellte Hochhaus „1 Bligh Street“ in Sydney, das als Australiens erstes wirklich „grünes“ Hochhaus gilt.

Eine der wichtigsten 
Fragen für die Menschheit 
ist, wie wir unser Überleben auf diesem Planeten 
angesichts seiner begrenzten Größe organisieren.

Aber was heißt eigentlich „grün“ bzw. „nachhaltig“ in der Architektur? Mit dieser Frage setzt sich Christoph Ingenhoven schon sehr lange intensiv auseinander. Nachhaltige Architektur ist für ihn eine Selbstverpflichtung, an der er auch gerne gemessen wird: „Eine der wichtigsten Fragen für die Menschheit ist, wie wir unser Überleben auf diesem Planeten angesichts seiner begrenzten Größe organisieren. Wir sind mittlerweile bei 7,6 Milliarden Menschen angekommen. Bis 2070 sollen es 11 Milliarden werden. Das ist ein überschaubarer Zeitraum, und deshalb ist es heute unsere dringende Pflicht, darüber nachzudenken, wie das gehen kann.“ Nachhaltige Architektur sieht er dabei als ein wichtiges Hilfsmittel. Sie soll Gebäude hervorbringen, die Antworten auf diese großen Zukunftsfragen geben und gleichzeitig hohen ästhetischen Ansprüchen genügen und begeistern. „Wir müssen der Versuchung widerstehen, zu stolz auf kleine Verbesserungen in der Energiebilanz unserer Gebäude zu sein – und streben deshalb nach einer Baukunst, die das Label supergreen® verdient“, erklärt Christoph Ingenhoven. Dieses von ingenhoven architects entwickelte und patentierte Label meint ein ganzheitliches Nachhaltigkeitskonzept, das den Energie- und Ressourcenverbrauch eines Gebäudes über seine gesamte Lebensdauer hinweg misst – vom Entwurf über den Bau bis hin zum gesamten Betrieb. Auch die Gesundheitsförderung der Menschen spielt eine große Rolle dabei.

Was supergreen® in der Praxis bedeutet, kann man zum Beispiel seit 2018 mitten in der Millionenmetropole Singapur bestaunen. Hier steht das bisher größte Projekt von ingenhoven architects: Marina One – ein stark verdichteter Gebäudekomplex mit jeweils zwei Büro- und Wohnhochhäusern, die einen großen öffentlichen Garten mit dem Namen „Green Heart“ umschließen. 125 Prozent der Gebäudegrundfläche sind Grünflächen, auf denen über 350 verschiedene Baum- und Pflanzenarten gedeihen. 20.000 Menschen arbeiten und 3.000 leben in Marina One – wie in einer grünen Kleinstadt. „Man darf nicht vergessen, Singapur wäre Dschungel, wenn es die Stadt nicht gäbe. Vielleicht konnten wir etwas davon zurückgeben”, so Ingenhoven.

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Auch Düsseldorf wird grüner dank ingenhoven architects: Im Mai 2019 wurde das Richtfest des Projekts „Kö-Bogen II“ gefeiert. Da, wo bis 2013 noch eine Hochstraße, der „Tausendfüßler“, die Stadt entstellte, komplettiert nun ein zweiteiliges mit insgesamt fast acht Kilometer Hainbuchenhecken begrüntes Ensemble das Konzept des Kö-Bogens. Ingenhovens Idee, diesen urbanen Raum zu revitalisieren, ist damit erstmal abgeschlossen. Es wird aber sicher nicht sein letztes Projekt in der Landeshauptstadt gewesen sein. „Wir werden uns weiter mit der Durchgrünung, Biodiversität und Ökologisierung dieser Stadt beschäftigen müssen. Auch in Zukunft müssen wir uns fragen: Was kann das Haus für alle leisten?“, so Ingenhoven. •

 

Christoph Ingenhoven

• 
1960 in Düsseldorf geboren.
• 
1978 bis 1984 Architekturstudium an der RWTH Aachen (Diplom bei Prof. Wolfgang Döring) und an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Hans Hollein.
• 
1985 Gründung des Architekturbüros ingenhoven architects.
• 
Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) sowie der Bundesstiftung Baukultur.
• 
Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste sowie Academician der International Academy of Architecture (IAA), Sofia.
• 
Zählt zu den international führenden Architekten, die sich für nachhaltige Architektur einsetzen: Seine Entwürfe sind nach höchsten internationalen Greenbuilding-Standards wie LEED (USA/Kanada), Green Star (Australien), Swiss Minergy Standard, BREEAM (GB), DGNB (Deutschland) und CASBEE (Japan) zertifiziert.
• 
Entwicklung und Patentierung des ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzepts supergreen®.

www.ingenhovenarchitects.com

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Autor: Thomas Corrinth


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VIVID 03 | 2019

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