Kunst trifft Sandra Christmann

“Immer neue Challenges”

In Essen geboren, in Düsseldorf zu Hause. Sandra Christmann ist Kulturmanagerin, lebt in Oberkassel und ist bestens vernetzt. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Kite auf dem Wasser ist, geht sie joggen. CreativeMornings Düsseldorf Host Lisa Kunst hat für VIVID eine Runde mit ihr gedreht. 

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Kunst: Gehst du regelmäßig joggen? 
Christmann: Ich gehe drei Mal die Woche laufen. Wenn ich den Nachbarhund Escobar dabeihabe, gehe ich auch walken. Und darüber hinaus drei Mal die Woche zum Kieser-Training. 

Kunst: Umschreibe die wichtigsten Stationen deiner Karriere.
Christmann: Ich habe Germanistik, Medienwissenschaften und Linguistik studiert und habe bei einem kanadischen IT-Unternehmen meinen ersten Job angetreten: Erst als Pressereferentin, dann als European Marketing Manager mit Schwerpunkt auf Life-Kommunikation und Events. Weil ich unbedingt auch mal bei einer Eventagentur arbeiten wollte, folgte ein kurzer Abstecher nach München zu PACT. Dort war ich dann zwar stellvertretende Geschäftsführerin der Event-Abteilung, hatte aber schreckliches Heimweh nach Düsseldorf. Also habe ich nett gekündigt und bin zurückgekommen – ohne einen neuen Job zu haben. 

Kunst: Ganz schön mutig. Wie ging es dann weiter? 
Christmann: Ich habe mich in meinem Netzwerk nach Jobs umgehört. Am liebsten wollte ich in die Kultur, weil ich wahnsinnig kunstinteressiert bin und sich in meinem Freundeskreis schon immer kreative, künstlerische Menschen bewegen. Dann sollte es auch noch der Event- und Marketingbereich sein. Ich habe eine Tochter und wollte beruflich auch nicht mehr so viel reisen. Also habe ich mich bei der Kunstsammlung NRW beworben und wurde dort Veranstaltungsleiterin. Da war ich insgesamt 13 Jahre und wurde 2012 zur Geschäftsführerin der Tochtergesellschaft ArtPartner Relations GmbH berufen. Spezialisiert auf den Bereich Sponsoring.

Es gibt in Deutschland keinen besseren Ort für eine Kunstmesse.
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Kunst: 2019 hast du nach so vielen Jahren die Kunstsammlung verlassen. Warum?   
Christmann: Ich wollte noch einmal eine neue Herausforderung annehmen. Ich bin sportlich und brauche immer wieder neue Challenges. Mit der Art Düsseldorf kann ich nun neue Ideen verwirklichen und noch stärker inhaltlich arbeiten.  Ich habe die Kunstsammlung schweren Herzens verlassen. Es war eine tolle Zeit, aber nun kommt ein neues Kapitel, auf das ich mich sehr freue. 

Kunst: Dort bist du jetzt Head of Strategic Alliances. Welche Aufgaben beinhaltet diese Position? 
Christmann: Ich verantworte strategische Partnerschaften mit Unternehmen und Medienkooperationen, welche die Art Düsseldorf inhaltlich bereichern. In den letzten Jahren habe ich erlebt, wie sich Sponsoring im Kunstbereich entwickelt hat. Die klassische Art, also jemand gibt Geld und bekommt Logoleistungen, ein paar Werbemaßnahmen und Hospitality, reicht beiden Seiten nicht mehr aus. Man muss heute einen Blick auf die strategischen Ziele eines Unternehmens haben und die Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Kunst identifizieren. Es geht darum, die Kooperationen mit Content zu beleben und Begegnungen zu ermöglichen, die für alle bereichernd sind, auf einer wirtschaftlichen, inhaltlichen und persönlichen Ebene.

Ich wollte wieder internationaler arbeiten.
Name Sandra ChristmannJob head of strategic  Alliances Art DüsseldorfAlter 51Name lisa KunstJob Host creativemorningsdüsseldorfAlter 39

Name Sandra Christmann
Job Head of strategic 
Alliances Art Düsseldorf
Alter 51

Name Lisa Kunst
Job Host CreativeMornings Düsseldorf
Alter 39

Kunst: Welche Rolle spielt die Art Düsseldorf im nationalen und internationalen Messevergleich? 
Christmann: Es gibt große globale Messen wie die Art Miami, die Frieze in New York oder die Art Basel. Aber dieser Markt ist gesättigt. In die Zukunft gedacht sind regionale Messen und spezialisierte Messen gefragt, die kompakt, qualitativ hochwertig und einzigartig sind. Die AD ist als regionale Kunstmesse mit internationaler Ausstrahlung gestartet. Mit der Positionierung als contemporary art fair und dem Fokus auf die nächste Generation wird sie zwangsläufig und erfreulicherweise internationaler. Wir wollen aber gleichzeitig überschaubar bleiben, Publikum aus der Region begeistern und regionale und internationale Sammler zu unseren Fans machen.  

Kunst: Wie soll sich die Art Düsseldorf zukünftig weiterentwickeln?
Christmann: Die Art Düsseldorf  wird sich in vieler Hinsicht weiterentwickeln: qualitätsgeladen, anziehungskräftig, regional und international zugleich. Unser Thema ist es, die „next generation“ von Künstlern, Galerien, Sammlern, aber auch von Kuratoren und Kritikern zu versammeln. In unserem Talk- und Rahmenprogramm wollen wir Entwicklungen, die wir in der Kunstszene und im Kunstmarkt aufspüren, diskutieren und dabei interdisziplinäre Themen mit einbeziehen. 

Kunst: Inwieweit spielt ein starker wirtschaftlicher Standort wie Düsseldorf eine Rolle für eine Kunstmesse – und umgekehrt? 
Christmann: Düsseldorf als Wirtschafts- aber auch als Kunststandort ist unschlagbar. Es gibt in Deutschland keinen besseren Ort für eine Kunstmesse. Hier existiert eine große Landschaft an mittelständischen Unternehmen und DAX-Konzernen, eine riesige Start-up-Szene und Kreativwirtschaft. Mit der Kunstakademie, den bekannten Sammlungen und einer sehr hohen Qualität an Galerien hat Düsseldorf ein weltweites Renommee. Wir haben hier in der Region eine unglaubliche Dichte an Sammlern. Mit der Art Cologne im Frühjahr und der Art Düsseldorf im Herbst gibt es jetzt eine bereichernde Achse zwischen beiden Städten.

Kunst: Wirkt sich der Standort auch auf mögliche Kooperationen aus?
Christmann: Definitiv. Mein Ziel sind internationale Unternehmen, für die Düsseldorf sehr attraktiv ist. Vom Stadtbild her ebenso wie von der Vielfalt und Qualität der Kunst und Kultur. Ansässige Agenturen, der Modesektor und die Kreativlandschaft sind sehr exponiert. Alles zusammen macht Düsseldorf zu einem sehr spannenden Standort für internationale Unternehmen, um sich hier anzusiedeln oder Business zu machen.

Kunst: Welche Rolle spielt Digitalisierung für eine Kunstmesse? 
Christmann: In unserem Team bin ich als Einzige kein Digital Native. Die Art Düsseldorf ist in Abwicklung und Marketing mit allen möglichen digitalen Faktoren ausgestattet – vom Ticketing bis zu Social-Media-Kampagnen. Es wird extrem digital gearbeitet. Aber es ist eben auch eine Messe, bei der am Ende des Tages der persönliche Dialog mit dem Galeristen im Vordergrund steht. 

Kunst: Hinkt die Kunstwelt in Sachen Digitalisierung anderen Branchen hinterher? 
Christmann: Der Kunstmarkt wächst in verschiedenen Bereichen digital. Viele Museen stellen ihre Sammlung online zur Verfügung – als digitale Vermittlung. Das ist legitim und nützlich, um eine größere Zielgruppe anzusprechen. Trotzdem bleibt das Erlebnis, in ein Museum zu gehen, unerreicht. Es gibt Onlineauktionen, einen Onlinehandel und auf der Messe haben Galeristen ein iPad dabei, wenn Kunden mehr von einem Künstler sehen wollen. Aber dieses eine Gefühl, das Verlieben in ein Bild, wenn du es vor dir siehst und kaufen möchtest, das erlebt man nicht im Netz. •

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Name:
Sandra Christmann

geboren am:
14.12.1967

Werdegang:
• Studium der Germanistik, Linguistik und Medienwissenschaften
• European Marketing Managerin für eine große kanadische IT–Firma
• Stellvertretende Geschäftsführerin der Eventabteilung für PACT in München
• Kunstsammlung NRW Veranstaltungsleiterin
• Geschäftsführerin der ArtPartner Relations GmbH (Tochtergesellschaft der Kunstsammlung NRW)
• Head of Strategic Alliances bei der Art Düsseldorf


Autor: Karolina Landowski

Fotos: Judith Wagner