Orchestrierte Kommunikation der Zukunft
Hülya Dagli trägt bei der Metro die konzernweite kommunikative Verantwortung
für Innovations- und Digitalisierungsthemen. Es geht um die Digitalisierung des Kerngeschäfts, der gesamten Branche und um Food-Innovationen. Denn neben der Entwicklung von Innovation ist die Kommunikation der Innovation ebenso essenziell.
Wie hat sich die Kommunikation durch die Digitalisierung verändert? Wo gibt es Herausforderungen?
Digitalisierung definiert sich über den Nutzen. Bei der Transformation, die daraus folgt, ist die Unternehmenskommunikation doppelt gefordert: Auf der einen Seite müssen wir den Wandel nach innen und außen erklären und ihn im Konzern begleiten. Die Kommunikation muss sich aber auch selber verändern und für die Zukunft aufstellen. Bei der Digitalisierung nehmen wir Kommunikatoren nämlich zunehmend den Platz eines Dirigenten ein und dafür braucht es ein anderes Set-up als bislang. Schließlich ist heute jede Information in Millisekunden weltweit verfügbar – und muss im Sinne des Unternehmens gut orchestriert werden. Das Rezept „Viel hilft viel“ gilt heute nicht mehr. Was die News betrifft, ist manchmal weniger mehr, aber gezielt muss es sein.
Wo siehst du gerade in eurer Branche große Chancen und echte Risiken?
Die Digitalisierung ist Impulsgeber und Veränderungsmotor, sowohl für den Handel als auch für die Gastronomie. Hier gibt es aber noch Aufholbedarf. Eines der Haupthindernisse für die Digitalisierung unserer Branche ist die enorme Fragmentierung des Gastgewerbes, die es sehr schwierig macht, neue Lösungen zu vertretbaren Kosten bereitzustellen. Gleichzeitig drängen Lieferdienste und Foodketten in den Markt und setzen klassische Restaurants zunehmend unter Druck. Zudem: Laut einer aktuellen Studie von uns, erachten 81 Prozent der Befragten digitale Tools als essenziell, um ihr Unternehmen zu bewerben, 39 Prozent jedoch haben Schwierigkeiten, passende Lösungen für ihr Unternehmen zu finden. Viele unserer Kunden arbeiten beispielsweise noch im analogen Arbeitsumfeld. Dabei gibt es eine Menge Ansätze – von der Personalverwaltung bis zur Website. So hat die Metro in 2015 die Tochtergesellschaft Hospitality Digital gegründet, die sich um die Digitalisierung der Gastronomie kümmert. Lösungen gibt es also genug. Wichtig ist der Zugang zu diesen Lösungen. Daher hat Metro letztes Jahr mit DISH die Online-plattform gestartet, die den Gastronomen u. a. Zugang zu relevanten digitalen Lösungen bietet, die entweder von Hospitality Digital oder Drittanbietern entwickelt wurden.
Muss Kommunikation smarter werden, und wenn ja, wie? Kann man Zukunft planen?
In einer immer schneller rotierenden Nachrichtenwelt ist der Blick nach vorn entscheidend: Themen rechtzeitig zu erkennen und strategisch zu besetzen ist keine Kür mehr, sondern Pflicht. Und ohne intelligente, vernetzte und transparente Planung geht das nicht. Ich bin davon überzeugt, dass Kommunikation künftig wesentlich smarter sein wird als heute. Hier reden wir über Bots, aber auch über ungeahnte Möglichkeiten, die sich auf dem Feld des maschinellen Lernens ergeben. Damit sich aus der Datenflut ein Nutzen ziehen lässt, müssen Daten schließlich intelligent analysiert werden. Als kreative Lenker müssen wir Kommunikatoren verstehen, welche Informationen uns in welchem Kontext potenziell zur Verfügung stehen, und somit individualisierte Angebote entwickeln und schneller agieren. Schließlich dürfen wir bei all den Themen rund um die Digitalisierung die Menschen und Mitarbeiter nicht vergessen, deren Bedürfnisse nach wie vor im Mittelpunkt stehen. Relevanz ist also das A und O.
Was war für dich die wegweisendste Innovation der Metro und wann ist das nächste „große Ding“ geplant?
Auch wenn wir beim Thema Digitalisierung eine Menge anzubieten haben, lass uns mal einen Schwenker zum Thema Food machen. Das Bevölkerungswachstum, die Urbanisierung, aber auch neue Ernährungstrends wie z.B. Clean Eating erfordern innovative Produktideen und Technologien. Die neue Generation der Gastro-Unternehmer weiß nämlich, dass ein Restaurantbesuch heute für Kunden auch ein Statement sein kann. Und innovative Produktideen, wie sie NX-FOOD fördert, unterstützen dieses Statement. NX-FOOD steht für Next Generation Food. Mit diesem Hub denken wir bei Metro Food-Tech und Food-Innovationen weiter. Ein Beispiel wären insektenbasierte Lebensmittel, die wir letztes Jahr als erster Händler in Deutschland auf den Markt gebracht haben – und das nur drei Monate nach Inkrafttreten der EU-Verordnung über neuartige Lebensmittel. Das ist schon klasse! Zudem ist Vertical Farming ein Thema, das uns beschäftigt und das wir mit Gastronomen testen. Hier geht es um eine Technologie, mit der man Nahrungsmittel platzsparend und mit wenig Ressourceneinsatz direkt am Ort des Verzehrs anbauen kann. Das nächste große Ding ist in Planung. •
Autor: Britt Wandhöfer