Made in Düsseldorf goes global
Denkt man an Düsseldorf, denkt man auch an Marken wie Löwensenf, Teekanne, Henkel und an viele andere: Düsseldorfer Traditionsmarken, die sich heute rund um den Globus einen Namen gemacht haben. Nicht zuletzt ihnen verdankt die Metropole am Rhein ihre große internationale Bekanntheit und den wirtschaftlichen Erfolg.
Mehr als 12.000 Tonnen Rohwaren werden im größten Teekanne-Werk in Düsseldorf jährlich zu rund drei Milliarden Teebeuteln verarbeitet. Weltweit sind es fast acht Milliarden – im Schnitt also etwa eine Tasse Tee für jeden Menschen auf der Welt. Nebeneinandergelegt ergäbe sich aus dieser Masse eine „Teebeutelschlange“, die mit ihren 1,8 Mio. Kilometern mehr als zweimal zum Mond und zurück reichen würde.
„Schon sehr früh haben unsere Gründerväter internationale Märkte bedient“, berichtet Jesper Petersen, Leiter Marketing/PR bei Teekanne. Das erste internationale Verkaufsbüro wurde in den 1890er Jahren in Bologna gegründet. Heute sind die Tees aus Düsseldorf von Chile bis Japan in mehr als 50 Ländern der Welt erhältlich. Neben Deutschland ist Teekanne Marktführer u. a. in Österreich, Italien, Spanien, Tschechien und der Slowakei. Doch auch „exotischere“ Märkte seien dabei, erzählt Petersen: „Unser ehemaliger Geschäftsführer war vor Jahren erfreut, in der Hochzeitssuite auf Aruba Teekanne-Tee vorzufinden. Ebenso kann man in Namibia auf unseren Tee treffen, wenn man auf Safari die ‚richtige‘ Lodge bucht.“ In den kommenden Jahren soll weiter expandiert werden, verrät er: „In den 1880er Jahren brachten wir feinen chinesischen Tee nach Europa. Nun arbeiten wir daran, unsere Kräuter- und Früchtetees nach China zu bringen. So schließt sich der Kreis.“
Ein anderes Traditionsunternehmen hat die meisten Fans in Deutschland: Löwensenf. Doch seit über 20 Jahren wird die bekannte Düsseldorfer Marke auch weltweit in rund 20 Länder exportiert und ist unter anderem in Belgien, den Niederlanden oder Spanien zu haben. Aber auch in weiter entfernten Ecken dieser Welt hat der Scharfe aus Düsseldorf seine Liebhaber gefunden; so zum Beispiel in den USA, in Hongkong, Mexiko, Argentinien, Chile oder Peru.
Der Senf aus Düsseldorf hat auch in den USA, in
Hongkong, Mexiko, Argentinien, Chile oder
Peru seine Liebhaber gefunden.
„Unser Löwensenf ist ein Düsseldorfer Traditionsprodukt und wird deshalb nach wie vor am Kieshecker Weg produziert“, sagt die Verantwortliche Carina Wanner, Leiterin Marketing national bei der Develey Senf & Feinkost GmbH, zu der Löwensenf seit dem Jahr 2001 gehört. Dies bringe einen unerwarteten Effekt für den Export mit sich: „Aufgrund des natürlichen Schärfeabbaus geht während der zum Teil langen Transportzeiten peu à peu Schärfe verloren – trotz Vakuumverpackung im Glas und trotz dunkler Transportkisten. Bis der Löwensenf bei unseren Konsumenten in fernen Exportländern ankommt, ist er deshalb nicht mehr so scharf, wie wir ihn in Deutschland kennen. Und dennoch hat uns bereits einmal eine Reklamation erreicht, der Löwensenf wäre zu scharf.“
Der Grundstein für eine weitere Düsseldorfer Erfolgsgeschichte wurde vor 135 Jahren gelegt, als der erste Henkel-Außendienstmitarbeiter nach Wien reiste. Welchen Stellenwert das Thema Internationalisierung für Henkel hat, daran besteht heute kein Zweifel: Mehr als 52.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Düsseldorfer Traditionsunternehmen, nur rund 15 Prozent davon sind in Deutschland tätig. In 56 Ländern werden an 184 Standorten Henkel-Produkte hergestellt und auf allen Kontinenten der Welt verkauft. Allein Persil gibt es in mehr als 60 Ländern – seit wenigen Jahren zum Beispiel auch in Mexiko und Südkorea.
Im Jahr 1913 gründete Henkel den ersten ausländischen Produktionsbetrieb in der Schweiz, weitere europäische Standorte folgten. Im Jahr 1951 begann schließlich mit der ersten Tochtergesellschaft in Südafrika die interkontinentale Expansion. Bis zum Jahr 1960 folgten Henkel-Ableger in Brasilien, Japan und den USA, dem heute größten Markt für Persil, Schauma und Co. Weitere wichtige Märkte sind Deutschland, China und Russland. Die größten Produktionsstätten befinden sich in Kentucky sowie in Düsseldorf, Forschungs- und Entwicklungsstandorte gibt es überall auf der Welt.
Auch eine noch junge Düsseldorfer Marke startete jüngst ihren Siegeszug um die Welt: die beliebten Hörspielfiguren „Tonies“ und die dazugehörigen Tonieboxen. Erst im Jahr 2016 waren die beiden Gründer Patrick Faßbender und Marcus Stahl mit ihrem innovativen Audiosystem für Kinder in Deutschland und Österreich an den Start gegangen – mit überwältigendem Erfolg: Rund eine halbe Million verkaufte Boxen in den ersten beiden Jahren sowie massiver Ansturm auf die Hörfiguren zeigten den beiden Düsseldorfern, dass sie mit ihrem Start-up auf dem besten Weg sind. Deshalb eroberten die Tonies im Sommer 2018 Großbritannien und Irland, seit September dieses Jahres sind sie auch in den USA zu haben. Doch die Reise in die Kinderzimmer dieser Welt ist noch lange nicht zu Ende: Im kommenden Jahr heißt es „Bonjour la France“. •
More export hits made in Düsseldorf:
ÖPNV-Elektrik und Haferflocken
Bereits im Jahr 1951 lieferte die Düsseldorfer Firma Kiepe die Elektrik für 700 Trolleybusse nach Buenos Aires – der bis heute größte Auftrag der Firmengeschichte. Und der Einstieg ins internationale Geschäft. Die elektrischen Systeme von Kiepe Electric sind heute in Bussen und Straßenbahnen von Italien bis nach San Francisco im Einsatz.
Auch Haferflocken vom Rhein sind weltweit gefragt. So beliefern die Fortin Mühlenwerke mit Sitz im Düsseldorfer Hafen in rund 60 Ländern der Welt Müsli- und Cerealienhersteller, Großbäckereien und den Lebensmitteleinzelhandel mit ihren Produkten. Beliebt sind die Fortin-Flocken u. a. in Frankreich, Italien, Spanien, dem Nahen Osten, Ukraine, China und Afrika.
Words: Maria Leipold
Pictures: PR, ÖPNV-Elektrik: Klaus P. Canavan, istock