CITY In Motion
Maximale Freiheit in Derendorf oder Kunst und Kultur auf dem Kiez in Flingern – das sind nur zwei Beispiele für aktuelle Projekte, die Düsseldorf in den kommenden Jahren noch lebenswerter machen sollen. Doch damit konstruktive Stadtentwicklung gelingt, ist viel Verständigung nötig. Eine Plattform dafür ist die polis Convention, Düsseldorfs regionale Messe für Stadt- und Projektentwicklung. VIVID sprach mit ihrem Gründer Prof. Dr. Johannes Busmann.
Wohnen und Arbeiten sind keine Gegensätze – es sind zwei Facetten desselben Lebens. Diesem Umstand tragen auch in Düsseldorf immer mehr aktuelle Stadtentwicklungsprojekte Rechnung. Damit jedoch konstruktive Stadtentwicklung gelingt, müssen die verschiedensten Menschen an einen Tisch gebracht werden. Um zwischen den unterschiedlichen Akteuren zu vermitteln und Begegnungen zu ermöglichen, rief Prof. Dr. Johannes Busmann im Jahr 2015 die polis Convention ins Leben: eine regionale Messe, bei der nicht das Präsentieren und Schaulaufen im Mittelpunkt steht, sondern Kommunikation und Austausch.
Busmann ist Professor für Mediendesign und seine Didaktik an der BUW Bergischen Universität Wuppertal und seit über 30 Jahren Herausgeber des polis-Magazins für Urban Development. Die Gründung der Convention war für ihn die logische Weiterentwicklung der Magazininhalte. „Wir wollten einen zusätzlichen Kanal schaffen für Diskurs, für Begegnungen und Vertrauen. Bei unserer ersten Veranstaltung im April 2015 gab es natürlich noch etliche Baustellen – doch wir haben auch sehr viel Zuspruch erhalten. Das hat uns darin bekräftigt, das Konzept weiterzuverfolgen.“
Auf der polis Convention treffen Städte und Kommunen auf Investoren, Finanzierer und Architekten, Immobilienunternehmen präsentieren aktuelle Projekte. Da wäre zum Beispiel „Cube Central 378“, ein Stadtentwicklungsprojekt mit Vorzeigecharakter. Der Projektentwickler Cube Real Estate bezog die Anwohner der Kiefernstraße aktiv in die Planung des neuen Stadtquartiers in Flingern mit ein. Das Ergebnis: Bis 2024 entstehen auf dem rund 6.000 m² großen Areal Apartments, Büros, Ladenlokale, Ateliers, eine zentrale Grünfläche und sogar ein Gebäudebereich, den die Nachbarschaft selbst gestalten kann. Beispielsweise mit eigener Kunst und Kultur.
Ein weiteres Düsseldorfer Projekt, das die Unternehmen INTERBODEN und HAMBURG TEAM auf der Stadtentwicklungsmesse präsentierten, ist das Stadtquartier „maxfrei“, das auf dem Gelände der ehemaligen JVA „Ulmer Höh“ in Derendorf entstehen soll. Der Name steht für maximale Freiheit – also das genaue Gegenteil der früheren Funktion des Geländes. Geplant sind mehr als 500 Wohnungen und 15.000 m² Gewerbefläche mit einem bunten Mix aus Gastronomie, Supermarkt, Spielplatz, Kindertagesstätte und überdurchschnittlich vielen Grünflächen.
Die polis Convention ist heute zur festen Größe in Nordrhein-Westfalen geworden. Neben der Ausstellung hat sich im Laufe der Jahre auch ein ansehnliches Kongressprogramm entwickelt. In Diskussionsrunden, Impulsvorträgen und Panels geht es beispielsweise um Bauweisen, Flächenreaktivierung, die Anbindung des Umlands – und zuletzt natürlich auch um Einfluss und Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Stadtentwicklung. Mehr als 5.000 Besucher und 350 Aussteller nahmen im Jahr 2019 teil – freilich nicht so viele wie beispielsweise an der Expo Real, dem Flaggschiff der deutschen Immobilienbranche. Doch das sei auch nicht der Anspruch, erklärt Busmann: „Unsere Convention ist ganz bewusst ein regionaler Treffpunkt mit dem klaren Fokus auf Stadtentwicklung. Wir verfolgen einen qualitativen Ansatz, der dem Agglomerationsraum NRW voll und ganz entspricht. Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben und ich denke, auch das Land NRW schätzt es sehr, einen solchen Treffpunkt zu haben, auf dem informelle Begegnungen in lockerer Atmosphäre möglich sind.“ Die passende Kulisse mit urbanem Charakter hat Busmann dafür in den Alten Schmiedehallen auf dem Areal Böhler gefunden.
Doch dann kam Corona. Und auch das polis-Team musste für das Jahr 2020 umdenken. So verlegten Busmann und sein Team das Event kurzerhand in den digitalen Raum. „Das war ein echter Kraftakt“, gibt Busmann zu. „Wir haben mit einer 3D-Engine gearbeitet, mit der eigentlich Computerspiele entwickelt werden. So ist es uns gelungen, das Areal Böhler mit allen geplanten Messeständen digital nachzubauen und begehbar zu machen. Sehr geholfen hat uns dabei, dass wir die Messestände für fast alle Aussteller zuvor in Eigenregie gestaltet hatten. So gab es gute digitale Vorlagen, die wir nutzen konnten.“
164 Referenten, mehr als 2.000 Besucher und über 400 Aussteller – also sogar mehr als in den „analogen“ Jahren zuvor – machten die digitale Ausgabe der polis Convention zu einem überragenden Erfolg. Und überzeugten Busmann und sein Team, den digitalen Weg weiterzugehen – auch in Zukunft, ohne Pandemie. „Im September 2021 planen wir ganz bewusst ein hybrides Event. Die Digitalisierung eröffnet eine völlig neue Form der Kommunikation. Trotzdem hoffen wir natürlich sehr, im September auch die physische Veranstaltung wieder durchführen zu können.“ •
www.polis-convention.com
Words Maria Leipold
Pictures PR, iStock, Cube Real Estate, INTERBODEN Gruppe/HAMBURG TEAM/bloomimages, Polis