Kunst trifft Stefan Kirmse
Mit Stift-Computern, -Tablets, -Pads und digitaler Tinte macht Wacom die Welt ein ganzes Stück kreativer – erst recht in Corona-Zeiten. Stefan Kirmse, Senior Vice President Corporate Brand & Communications des in Düsseldorf sitzenden Innovationstreibers, sprach mit VIVID-Herausgeber Rainer Kunst bei einer Joggingrunde durch den Medienhafen über seine Jobmission und die Bedeutung von Kreativität in der Krise.
Bei unserer Joggingrunde waren Corona-bedingt weniger Menschen unterwegs als sonst. Wie hast Du diese besondere Zeit seit März erlebt und was hat die Situation mit Dir persönlich gemacht?
Corona lässt mich darüber nachdenken, wie sehr wir doch in einer Komfortzone der Gesellschaft leben und vorherige Warnungen ignoriert haben. Nun sind wir dennoch schockiert, dass so etwas passieren kann. Ich bin Optimist und hoffe, dass wir daraus lernen. Und es zeigt mir mal wieder, wie wichtig es ist sich selbst zu engagieren und Dinge selbst anzupacken. Jobtechnisch bringt mir die Situation mehr Freiheit – ich kann meinen Tag selbst einteilen und stehe morgens nicht im Stau, was ich positiv finde. Keine schönen Momente erlebe ich durch die Kontaktbeschränkungen zum Beispiel mit meinen Eltern, die in einem Demenz- bzw. Seniorenheim leben. Da bekommt man Angst, weil man auf einmal mit Fragen konfrontiert wird, die man sich vorher nicht gestellt hat. Gottseidank lernen viele Menschen gerade aber auch schätzen, wie wichtig die kleinen Dinge des Lebens sind – zum Beispiel der kleine lokale Laden um die Ecke. Und es zeigt sich, dass man im Business übrigens nicht für 2 Tage nach Japan fliegen muss, um sich eine Präsentation anzuschauen – es geht auch gut digital.
Kreativität gehört zur DNA von Wacom. Was bedeutet der Begriff für Dich persönlich?
Wenn man für Wacom arbeitet, stellt man sehr schnell fest, dass man bei uns die berufliche und private Mission – kreativ zu sein – sehr gut verbinden kann. Wir machen die Welt kreativer für alle Menschen, die digitale Transformation ein Stück menschlicher. Das ist etwas, was mich persönlich auch sehr antreibt. Ich finde toll, dass ich hier Dinge, die mir als Mensch sehr wichtig sind, auch im Job umsetzen kann. Das ist wohl auch der Grund, warum ich seit 18 Jahren in dem Unternehmen bin, denn die intrinsische Bindung ist sehr hoch.
Wie kann uns Kreativität ggf. auch durch die aktuell schwierige Zeit helfen?
Kreativität hilft uns gerade wahnsinnig dabei, es gibt kaum ein besseres Tool fürs Krisenmanagement. Wir sind durch ein Virus derzeit gezwungen, alle möglichen Dinge in Frage zu stellen – sei es unsere Umweltpolitik, unser Arbeitsleben, unser Einkaufsverhalten. Viele Dinge müssen wir nun anders angehen. Das wirft Fragen auf: Wie können wir unsere Gesellschaft neu definieren, wie können wir auch Werte neu definieren? Das ist alles Kreativität im weitesten Sinne. Außerdem kann Kreativität helfen, mit der schwierigen Situation besser umzugehen: Sie lenkt zum Beispiel ab oder erzeugt positive Gefühle, etwa wenn man zeichnet, malt, bastelt, etwas im Garten macht – diesen Wert erlebt man besonders im sozialen Miteinander. Kreativität ist der wichtigste Wert, um aus der Krise zu kommen.
„Kreativität hilft uns gerade wahnsinnig dabei, es gibt kaum ein besseres Tool fürs Krisenmanagement.“
Wacom ist ein großer Förderer der Düsseldorfer Kreativwirtschaft, etwa bei dem Format „Creative Mornings“ und auch bei der VIVID. Wie erlebst Du diese Branche und ihre Menschen derzeit?
Ich erlebe sie eigentlich durchweg positiv eingestellt, obwohl viele Kreative gerade wirtschaftlich kämpfen. Das finde ich sehr beeindruckend. Bei Wacom nennen wir das „dare to create“ – wir werden nicht aufgeben, wir machen was daraus, wir werden kämpfen. So erlebe ich das in Düsseldorf und auch in der ganzen kreativen Welt. Davon können andere Branchen in meinen Augen viel lernen.
Inwiefern?
Viele Branchen reagieren nicht adäquat auf diese nie dagewesene Situation. Wenn man zum Beispiel die Luftfahrtindustrie nimmt – die brauchen eine neue Mission und keine Kostensenkungsstrategie. Interessant ist auch, wie sich der Handel verändern wird durch die Pandemie und wie Markenartikler dann ihre Marken erlebbar machen wollen, wenn sie weniger oder keine Shops mehr haben. Es geht also darum alternative Erlebniswelten aufzubauen. Corona zeigt einfach brutal, was da bisher versäumt wurde und zwingt uns als Wirtschaftstreibende umzudenken. Nur die Unternehmen, die sich schnell kreativ verändern, werden überleben.
COVID-19 ist insgesamt ein Booster für die Digitalisierung bzw. Nutzung digitaler Tools in Deutschland. Wie hat sich die Pandemie auf Euer Business ausgewirkt?
Wir merken das dramatisch, weil unsere Umsätze derzeit steigen. Viele Leute reden über Agilität, jetzt ist sie gefragt. Unser Wachstumsfeld bei Wacom ist derzeit die Digitalisierung der Schulen, Stichwort Digital Ink. Natürlich hat diese Entwicklung auch große Auswirkungen auf unsere Organisation und Businessplanung. Kern unseres Markengeschäftes wird aber immer Technologie-Führerschaft mit Produkten für Creative Professionals sein.
Stefan Kirmse
•Diploma in Business Administration/
Bayreuth and MBA/USA
•Sales & Marketing at Wilkinson Sword
Solingen and Warner Lambert
•Marketing Manager D-A-CH at Ericsson
Mobilfunk and WILA Leuchten
•MD and founder of Kohtes & Kleves
Startup Consulting
•Since 2002 Marketing Manager and later
Brand Head at Wacom
Places of professional accomplishment:
Solingen, High Wycombe near London/UK, New Jersey/USA, Düsseldorf, Tokyo and Portland.
Personal passions: Architecture, design,
travelling and experiencing foreign cultures
Unser VIVID-Themenschwerpunkt heißt dieses Mal Nachhaltigkeit. Inwiefern ist Wacom nachhaltig?
Nachhaltigkeit im Sinne von nachhaltiger Kundenbeziehung ist für Wacom essenziell. Man kann nicht Marktführer sein, wenn man nur gute Produkte macht. Sondern man pflegt langfristig seine Kundenbeziehungen und entwickelt aus dieser Partnerschaft heraus auch neue Lösungen und Technologien. Dasselbe gilt für Mitarbeiter, auch hier setzen wir auf langfristige Bindungen. Was den ökologischen Aspekt angeht, da können wir noch besser werden – zum Beispiel im Bereich Packaging. Das haben wir auf der Agenda.
Vor vier Jahren ist Wacom von Krefeld nach Düsseldorf gezogen. Was bedeutet für Dich dieser neue Standort?
Der Move war sehr bedeutend, weil er mit einer völlig anderen Unternehmenspositionierung einhergeht – vom Hidden Champion zu einem stolzen sichtbaren Unternehmen mit Open Space-Bürolandschaft und neuer Kultur. Düsseldorf ist für mich eine sehr kreative Stadt, insofern passt das sehr gut. Wir können hier als mittelständisches Unternehmen Dinge umsetzen, die wir vielleicht in London oder Paris gar nicht machen könnten. Und wir können viel enger mit Kreativen zusammenarbeiten. Insofern hat uns der Move als Unternehmen vorangebracht. Viele unserer Mitarbeiter haben das auch schätzen gelernt, nach Düsseldorf zu kommen. •
„Nachhaltigkeit im Sinne von nachhaltiger Kundenbeziehung ist für Wacom essenziell.“
About Wacom
Wacoms Vision ist es Mensch und Technik durch intuitive Eingabetechnologien zusammenzubringen. Damit hat sich Wacom zum führenden Hersteller von interaktiven Stifttabletts und Displays, digitalen Stiften, digitaler Tinte sowie von Lösungen zur Speicherung und Bearbeitung digitaler Unterschriften entwickelt. Das 1983 gegründete Unternehmen mit Sitz in Japan (Tokioter Börse 6727) ist global tätig. Tochterunternehmen und lokale Büros weltweit sorgen für Vermarktung und Vertrieb in über 150 Ländern. Die europäischen Aktivitäten werden aus Düsseldorf gesteuert.
Words: Tom Corrinth
Pictures: Frank Beer