Die Welt in zehn Jahren

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„Deutschland wird möglicherweise das letzte Land der Welt sein, in dem es noch Bargeld gibt“

Innovationen verändern seit jeher unser Leben. Wir haben den Futuristen Christopher Peterka gefragt, welche Neuerungen unsere Zukunft beeinflussen werden.

Wie werden wir einkaufen?

80 Prozent unserer täglichen Bedarfsgüter werden von gut trainierten Maschinen für uns besorgt. Der Rest sind individuelle Lustkäufe, bei denen wir großen Wert auf Sinnlichkeit legen. Dazu werden wir in einer Mischung aus Realität und Virtualität Angebote haben, die wir uns heute kaum vorstellen können. Das kann Kaffeegenuss auf dem Mount Everest in Virtual Reality oder auch die Fashion-Show in der Ruine des Berliner Hauptstadtflughafens sein.

Wie werden wir uns fortbewegen?

Wir werden dank Virtual Reality exponentiell verbesserte Meeting-Möglichkeiten vorfinden und deshalb beruflich weniger reisen. Wir werden primär selbst fahrende Flottendienste statt eigener Kraftfahrzeuge nutzen. Wir werden vermehrt Menschen in den Straßen begegnen, die statt Rollatoren von der Krankenkasse finanzierte Exoskelette nutzen. Das sind quasi Maschinen zum Anziehen. Die Vorrichtung wird außerhalb des Körpers angebracht. Sie hilft Menschen mit Handicap, kann aber auch bei schwierigen Haltungen helfen oder Belastungen abfedern.

 Wird es noch Bargeld geben?

Deutschland wird möglicherweise das letzte Land der Welt sein, in dem es noch Bargeld gibt. Es wird sich bis dahin zu einer Art folk­loristischer Tradition entwickelt haben, die Touristen aus aller Welt bei ihren Besuchen fasziniert. Der Rest der Welt wird sich auf elektronische Formen von Geld im Ersatz für Scheine und Münzen entschieden haben; übrigens inklusive solcher Formen, die die heute so beschworene „Freiheit durch Bargeldbesitz“ in ihren Funktionen, etwa durch Anonymität ihres Halters, digital fortschreiben.

Was wird es nicht mehr geben, was heute noch alltäglich und selbstverständlich ist?

Spontan fallen mir da beispielsweise ein: Bankfilialen, Verbrennungsmotoren, Man­splaining, Papierpost, Schlüssel aus Metall, Plastikkreditkarten, Wegwerfartikel, Notare, Fahrschulen, Versicherungsmaklerbüros, Smartphones.

Wie werden wir arbeiten?

1. Wir werden weniger arbeiten. Arbeit im herkömmlichen Sinn wird nur noch in niedrigen Volumina zur Verfügung stehen, da die meisten Jobs von Maschinen und Robotern erledigt werden. Diese Entwicklung schließt entgegen der landläufigen Meinung von heute auch sogenannte hoch qualifizierte Profile mit ein, wie zum Beispiel Ärzte, Anwälte, Designer, Ingenieure oder Programmierer. Dazu müssen wir den Staat so umbauen, dass er eine Art Grundversorgung sichert und vor allem Finanztransaktionen und Maschinenarbeit besteuert.

2. Wir werden primär unter Aufsicht von Maschinen arbeiten. Faire, kluge und entscheidungsfreudige Führung wird von Maschinensystemen, die massiv mit Daten gespeist werden, deutlich besser ausgeübt als von Menschen. Angehörige der Generationen X, Y und Z haben das auch schon verstanden und fordern entsprechende Systeme in den Organisationen, in denen sie tätig sind, ein. Unsere Aufgabe heute ist dafür zu sorgen, dass die Metriken zur Bewertung von Menschen durch Maschinen ethisch in unserem Sinne programmiert und exekutiert werden.

3. Wir werden menschlicher arbeiten. Aufgaben, die nicht besser von Maschinen ausgeübt werden können, werden sich durch ein hohes Maß an menschlicher Individualität auszeichnen. Künstler jeder Sparte, Virtuosen, vor allem aber Rollen mit besonders hohen Anforderungen an empathische Fähigkeiten, dürften stärker gefragt werden. Doch auch diese Gruppe wird sich ständig fragen müssen, was an ihrem Vorgehen sich nicht maschinell erlernen und imitieren oder fortschreiben lässt.


Steckbrief

Name Christopher Peterka

Geboren am 24.12.1978

Erlernter Beruf Unternehmer

Studium University of Life

Verheiratet seit 2011

Lieblingsbeschäftigung Yoga

Besonderheit Seit 2016 Cyborg mittels RFID-Chip-Implantat; seit 2017 auch Northsense-Beta-Tester (6. Sinn)


Text: Britt Wandhöfer